DOI: | https://doi.org/10.37307/j.2198-2430.1978.01 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 2198-2430 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 1978 |
Veröffentlicht: | 1978-01-01 |
Zu den Grundgedanken einer marxistisch begründeten Sprachwissenschaft, die in den letzten Jahren wiederholt unterstrichen wurden, gehört die Feststellung, daß die sprachliche Kommunikation, ebenso wie die materielle und geistige Produktion, sich innerhalb gesellschaftlicher Produktionsverhältnisse vollzieht, daß Kommunikation und Produktion in diesen Produktionsverhältnissen einander wechselseitig bedingen, daß also die Kommunikation genetisch und funktionell untrennbar mit der Produktion verbunden ist.
Der bestehende Zusammenhang zwischen Lokativität und Direktionalität wird vor allem bei solchen Präpositionen deutlich, die sowohl Dativ als auch Akkusativ fordern können (in, an, auf, neben, unter, über, hinter, vor, zwischen). Entsprechend unserer vorgenommenen Analyse der Präpositionen im lokalen Bereich könnte für den ausländischen Leser der Eindruck entstehen, daß generell Lokativität und Direktionalität bei lautlich gleichen Präpositionen die gleichen semantischen Merkmale mit Ausnahme des Spitzenmerkmals, das bei Lokativität „+stat“ und bei Direktionalität „-stat, +dir“ ist, aufweisen müßten, was auch in vielen Fällen zutrifft.
Die Negierung von affirmativen Sätzen, Syntagmen und Wörtern ist für jeden FU von besonderer Bedeutung, da die Fähigkeit zur Erzeugung ablehnender Äußerungen schon in der Anfangsphase eines kommunikativ orientierten Unterrichts vom Lernenden erworben werden muß. Die Unterrichtspraxis zeigt jedoch, daß gerade dieser Teil der deutschen Grammatik den Ausländern besondere Schwierigkeiten bereitet.
In traditionell angelegten Grammatiken des Deutschen gelten die Kardinalzahlen (Grundzahlen) als eine Untergruppe der Wortart „Numerale“. Diese Auffassung ist u. a. bei V. Admoni zu finden, der die Kardinalia für das Zentrum (jadro) der Numeralien hält, wogegen z. B. Wiederholungszahlen von ihm als eine periphere Klasse des Zahlworts angesehen werden. Für G. Helbig und J. Buscha sind die Kardinalzahlen Adjektive, während H. Glinz sie den Pronomina zuordnet.
Daß der semantische Wert der wenn-Sätze außerordentlich vielfältig sein kann, wird sowohl in den Grammatiken als auch in speziellen Untersuchungen zum wenn-Satz unterstrichen. So weist Jung darauf hin, daß wenn neben der konditionalen Bedeutung auch eine „zeitliche Bedeutung“ habe. Auch in der Kleinen Enzyklopädie wird festgestellt: „Das einleitende wenn ist manchmal vom temporalen wenn nicht deutlich abgehoben, da einzelne Verben sowohl temporale als auch konditionale Ergänzungsbestimmungen zulassen.“
In der jüngsten Zeit gewinnt die Kommunikationsforschung, die den Sprechakt ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, immer mehr an Bedeutung. Maßgebend dafür sind Werke von vielen hervorragenden Linguisten, darunter auch N. S. Trubeckoj und L. V. Ščerba. Die mit dem kommunikativen Sprechakt eng verbundene Thema-Rhema-Gliederung ist der Gegenstand einer speziellen Forschung der Prager Schule der strukturellen Linguistik.
Eine der ersten und wichtigsten Aufgaben, die sich der FU stellt, besteht darin, neben und parallel mit der Arbeit am lexikalischen Bestand und am grammatischen Bau der zu erlernenden Sprache, dem Schüler auch eine korrekte Aussprache zu vermitteln, denn das Erreichend es Endziels – des reibungslosen Verlaufs des Kommunikationsprozesses in der entsprechenden Fremdsprache – wäre bei einer unkorrekten Aussprache nicht denkbar.
Dem im ersten Teil unseres Beitrages dargestellten höchsten Erfüllungsgrad der Leistungsanforderungen für das Halten von erörternden Kurzvorträgen könnten – aus praktischen Gründen entsprechend unserer fünfstufigen Notenskala – vier weitere Erfüllungsgrade zugeordnet werden. Damit ergäbe sich die Möglichkeit, jede vom Sprecher erfüllte oder nicht erfüllte Anforderung des Lehrprogramms für sich einzuschätzen. Da wir jedoch nicht in erster Linie an Teilleistungen, sondern an der komplexen Leistung interessiert sind, müssen wir erstens den Stellenwert der einzelnen Anforderungen bestimmten und zweitens allgemeine, übergreifende Kriterien beachten, d. h. eine Gesamtanalyse vornehmen.
In der methodischen Literatur wird das sinngemäße Übertragen von in der Muttersprache formulierten Sachverhalten als eine wichtige sprachliche Teilfertigkeit betrachtet, die den Sprachausübenden befähigt, mit einer begrenzten Anzahl von Sprachmitteln viel auszudrücken, wenn seine Sprachkenntnisse nicht allzu groß sind. Dieser Umstand bedeutet eine beträchtliche Erhöhung der Sprechfertigkeit. Selbst auf einer sehr hohen Stufe der Sprachbeherrschung sind Umschreibungen notwendig, denn es ist kaum möglich, sämtliche Sprachmittel aktiv zu beherrschen.
Seit 1975 arbeiten wir in Deutschkursen für Anfänger, die für Studenten nichtphilologischer Fachrichtungen an der Palacký-Universität in Olomouc (ČSSR) veranstaltet werden, mit einem Lehrmaterial zu einem sprechorientierten Vorkurs. Mit diesem Unterrichtswerk beabsichtigen wir, im Laufe eines Semesters (u. U. auch in einer etwas längeren Zeit) grundlegende Fertigkeiten besondern im verstehenden Hören, Sprechen und Lesen auszubilden.
Ein wichtiges Ziel des Sprachunterrichts – vielleicht das wichtigste – dürfte sein, daß die Schüler mit konkreten, oft begegnenden Alltagssituationen in der Zielsprache fertig werden. Eine Möglichkeit, auf dieses Ziel hinzuarbeiten, liegt im Auswendiglernen einer Anzahl fertiger Dialoge. Davon gibt es in unseren schwedischen Lehrbüchern genug. Es ist aber unwahrscheinlich, daß die Schüler in Situationen geraten, in denen eben diese Lehrbuchdialog genau zutreffen. Der Gesprächspartner antwortet vielleicht nicht in der gleichen Weise wie im Lehrbuch.
Es gehört zu den Grundeinsichten einer marxistisch-leninistischen Sprachtheorie, daß Sprache und Gesellschaft eine untrennbare Einheit bilden und sich gegenseitig bedingen, daß die Sprache ein gesellschaftliches Phänomen darstellt und somit an eine bestimmte Gesellschaft in ihrer konkret-historischen Ausprägung gebunden ist. Daraus leitet sich die Grundforderung für die Sprachausbildung ab, das gesamte Instrumentarium zu vermitteln, das für eine volle Kommunikation mit den jeweiligen Sprachträgern erforderlich ist.
Im Oktober 1977 verstarb in seinem 70. Lebensjahr nach längerer schwerer Krankheit Prof. Dr. habil. Ludwik Zabrocki, einer der verdienstvollsten polnischen Germanisten. Die allgemeine und germanistische Linguistik verlor mit ihm einen internationale angesehenen Wissenschaftler und Hochschullehrer, der sich bis an sein Lebensende um die Entwicklung der genannten Disziplinen verdient gemacht hat.
Im Abstand von nicht einmal einem halben Jahr fanden in Leipzig zwei Beratungen zum konfrontativen Sprachvergleich statt. Im Dezember 1976 traf man sich auf Anregung der Bilateralen Germanistenkommission VR Polen – DDR zu einer Arbeitsbesprechung, die das Ziel hatte, erste Arbeitsergebnisse auf dem Gebiet des synchronen Sprachvergleichs der beiden betreffenden Sprachen vorzustellen als auch weitere Schritte in der Zusammenarbeit festzulegen.
Daß der heutige FU als oberstes Ziel die Befähigung der Lernenden zur aktiven Teilnahme an der sprachlichen Kommunikation hat, wird seit längerem wohl kaum noch angezweifelt, ebenso wenig wie die Tatsache, daß dieses Ziel z. Z. bei weitem nicht in jeder Hinsicht erreicht werden kann. Das hat viele Ursachen; eine davon liegt in fehlenden linguistischen Voraussetzungen für bestimmte Teilgebiete des Sprachunterrichts. Während z. B. exakte linguistische Beschreibungen syntaktischer und morphologischer Regularitäten auch für das Deutsche vorliegen und der Lernende mit ihrer Hilfe Sätze richtig bilden und in hohem Maße auch Zweifelsfälle selbst klären kann, so ist die Situation auf semantischem Gebiet weit schwieriger.
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